Menschen Macher Märkte: Erfolgsgeschichten

Hier hat der Zufall System

Vom Betrieblichen Vorschlagswesen zum Ideenmanagement inklusive kontinuierlichem Verbesserungsprozess: die Koblank GmbH organisiert Kreativität


Wolfgang Nußbaumer
W.Nußbaumer

VON WOLFGANG NUSSBAUMER

Peter Koblank ist ein bescheidener Mann. Das Wort Zufall kommt ihm fast selbstverständlich über die Lippen. Fragt man ihn, wie sich eine Firma in der hitzigen IT-Branche schon über 20 Jahre behaupten könne, fügt er zum Zufall noch das Wörtchen Glück hinzu. Seine Frau Monika, Geschäftsführerin der Koblank GmbH, lächelt leise. Man müsse halt immer am Ball sein, meint sie. Als sie anfingen, war ihre Firma in Deutschland allein auf weiter Flur; heute versuchen rund ein Dutzend Anbieter, mittlere und große Unternehmen im Ideenmanagement fit zu machen.

Früher hieß das Betriebssegment, auf dessen Verbesserung sich die in Aalen ansässige Firma konzentriert hat, Betriebliches Vorschlagswesen (BVW). Das ist eine Möglichkeit für Arbeitnehmer,

Monika und Peter Koblank

Monika und Peter Koblank helfen seit 20 Jahren, Ideen zu entwickeln und zu verwalten

Produkte und Arbeitsprozesse kreativ mitzugestalten. Heute nennt sich das "Ideenmanagement". Klingt besser, bedeutet aber nichts anderes. Und schon gar nicht, Ideen jeglicher Art zu managen, wie der 54 Jahre alte Peter Koblank klarstellt. Man hat den Begriff schlicht aus dem Englischen übernommen. Er dient als Oberbegriff für Systeme, bei denen sich jeder Mitarbeiter einer Firma mit Verbesserungsvorschlägen am betrieblichen Geschehen beteiligen kann. Und die kleine IT-Schmiede der Koblanks wiederum verklickert ihren Kunden, auf welchen Wegen diese Beteiligung den größten Nutzen bringt. Die selbst entwickelte Software, um Abläufe zu standardisieren, spielt dabei eine wichtige Rolle.

Zufall kann es wohl kaum sein, dass inzwischen hunderte mittlere und große Unternehmen aus dem deutschsprachigen Raum, die international tätig sind - wie Zeiss, SHW und die ZF in Gmünd, um nur einige Beispiele aus der Region zu nennen - zu den Stammkunden der Beratungsfirma zählen.

[ Start in den 1980-er Jahren ]

Der Zufall hat vermutlich ebenfalls keine Rolle dabei gespielt, dass Peter Koblank als erster Absolvent das Studium zum Wirtschaftsingenieur an der FH Aalen gleich mit einer Eins abgeschlossen hat. Das war 1980. Drei Jahre später schon hat er sich selbstständig gemacht. Zu dem Zeitpunkt war er schon vier Jahre mit seiner Frau Monika verheiratet, die als gelernte Industriekauffrau und Werbeassistentin in der medizinisch-technischen Marketingabteilung der Firma Carl Zeiss tätig war.

Und jetzt kommt tatsächlich der Zufall ins Spiel: Zeiss hatte damals "einen sehr kreativen BVW-Leiter", erinnert sich Peter Koblank. Der Mann hieß Dr. Ottmar Kling "und hat die Mitarbeiter bei Zeiss mit großem Erfolg für das BVW motiviert." Er erkannte die Bedeutung des IBM-PCs, der Anfang der 1980er Jahre auf den Markt gekommen war, für seinen Bereich. Gemeinsam mit dem jungen IT-Experten stellte er die Weichen für eine PC-Standard-Software.

[ Fokussierung auf Ideenmanagement ]

In einer Zeit, als ein Personal Computer noch ein wahnsinnig teueres Teil mit ausladenden Dimensionen war, spielte die Beratung des Kunden über den Umgang mit der gelieferten Software eine wesentliche Rolle. Als der rasante technische Fortschritt den PC zur Massenware machte, konzentrierte sich die Firma Anfang der Neunzigerjahre auf die Unternehmensberatung für Ideemanagement. Neue Optimierungsverfahren wie Qualitätszirkel (als Fortschreibung des KVP: des Kontinuierlichen Verbesserungsprozesses) wurden integriert.

INFO
Koblank GmbH

Gründungsjahr: 1989

Geschäftsidee:Auf Ideenmanagement spezialisiertes Beratungs- und Softwareunternehmen

Produkte:ideeOffice (für Windows)
ideeNet (Intranetsoftware)

Wie sich herausstellen sollte, ein ebenso weites wie lukratives Feld. Denn so nützlich es für ein Unternehmen sein mag, das Know-how seiner Mitarbeiter für den Geschäftserfolg dienstbar zu machen, so widerstrebend versuchte man häufig diese interne Ressource anzuzapfen, "um das Gute durch das Bessere zu ersetzen".

So müssen die Koblanks - "ganz ohne missionarischen Eifer", betonen sie - noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Ergänzende Instrumente neben der ständig aktualisierten Software sind ein E-Mail-Newsletter und Seminare. Der Erfolg gibt ihnen Recht. Mit ihrer Software ideeNet sind sie im deutschsprachigen Raum Marktführer.

Auch kein Zufall: 1994 hat die Koblank GmbH die Eureka-Akademie mitbegründet, eine Initiative zur Förderung des Ideenmanagements. Deren Seminare, berichtet Peter Koblank, hätten schon Tausende von Fachleuten aus Ideenmanagement, Qualitätsmanagement und Personalwesen besucht.

[ Sponsor-Projekte ]

Dass sie das betriebliche Vorschlagswesen in Unternehmen fit machen können, haben die Koblanks mit ihren sieben Mitarbeitern zur Genüge bewiesen. Über dem ökonomischen Erfolg haben sie die gesellschaftliche Verantwortung nie aus den Augen verloren. Peter Koblank hat zusammen mit Schulklassen Websites für bildende Künstler wie den Lorcher Hans Kloss und den Gmünder Eckhart Dietz entworfen.

Das jüngste Projekt: Die IT-Firma sponsert ein virtuelles Netzwerk für die deutschen Georg-Elser-Initiativen. Die Homepage hat Peter Koblank selbst entworfen. Der Mann aus Königsbronn hatte bekanntlich im November 1939 versucht, im Münchner Bürgerbräukeller den Diktator Adolf Hitler mit einer Zeitbombe ins Jenseits zu befördern. Doch der Führer räumte zu früh das Feld. Ein echter Zufall.


Quelle: Schwäbische Post 29.11.2006 - www.schwaepo.de

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